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Ich kann Ihnen sagen, woran es liegt, dass ich ausgewiesen werde. Es liegt daran, dass ich Kurde bin und mein Fall politischer Natur ist. Es liegt an der Heuchelei, die automatisch betrieben wird, wenn es um Kurden geht. Man spricht hier garantiert nie aus, was uns geschieht. Aber ich, ich spreche es aus: Es geht um Völkermord. Was ist denn die Zerstörung von 3.700 Dörfern anderes als Völkermord?

Aber hier möchte man lediglich die Fassade sehen, da es so viel einfacher ist, die eigene Mitverantwortung von sich zu schieben und in einer heilen Welt zu leben. Auch wenn diese heile Welt Schein bleibt.

In dieser Welt gibt es ein schönes Urlaubsland Türkei und eine türkische Fußballmannschaft mit Charisma und fair-Play. Es beeindruckt der Aufruf des bekennenden Faschisten der türkischen Nationalmannschaft vor dem Spiel gegen Rassismus und Diskriminierung.

Da kann man schon vergessen, dass in der Türkei jedes Jahr zu Newroz Kinder erschossen, gefoltert und inhaftiert werden.

Während die Türkei es nicht versäumt, dieses Fest für sich zu vereinnahmen und uns alles zu nehmen, was zu unserer Kultur gehört.
Es ist eine Ironie meiner Geschichte, dass ich nie zurückkehren konnte, als meine Familienangehörigen, mein Vater eingeschlossen, begraben wurden. Nun muss ich es. Umso schlimmer ist es für mich, dass mein Vater nun, da ich zurückkehre, nicht mehr lebt. Ich frage mich aber immer noch, wohin ich abgeschoben werden soll. Nach İzmit im Westen der Türkei, wo mein Vater begraben ist? Wenn ich zurückkehre, werde ich ganz kalkuliert in Militärgebiete geschickt werden, in denen Kurden ermorden werden.

Ich lebe hier seit fast 30 Jahren und habe immer noch keinen Anspruch darauf wie ein Einheimischer behandelt zu werden. Nach wie vielen Jahrhunderten wäre dies denn der Fall nach dem Ermessen derer, die das Wort Integration im Moment am meisten in den Mund nehmen? Im Grunde herrscht doch Einvernehmen darüber, das fremd immer fremd bleibt. Integration heißt nicht einen Fremden nur neben sich zu dulden. Das heißt zu allererst mal ihm die gleichen Bürgerrechte zu gewähren und ihn, wenn er gegen das Gesetz verstoßen hat, hier zu bestrafen und nicht auf den Mond zu schicken. Dass politische Betätigungen wie die Versammlungsfreiheit immer mehr eingeschränkt werden, ist die andere Frage, worum es in meinem Fall geht. Dazu nur eines: Es waren noch nie die Ja-Sager, die irgendeine positive politische Veränderung bewirkt haben, auch nicht in diesem Land.