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Vor dem Krieg war ich Mitglied im Kreisverwaltungsrat und wurde immer wieder aufgefordert, Propaganda zu machen und junge Leute zu überzeugen, freiwillig in den Krieg zu ziehen. Das habe ich nicht getan. Einigen habe ich Atteste ausgestellt, gesundheitlich nicht tauglich zu sein. Ich kam unter Druck. Der Rechnungshof versuchte mir immer wieder zu unterstellen, ich hätte Gelder verschwendet. Ich habe auch mit Missionaren aus Finnland zusammengearbeitet. Davon konnte ich nur nichts sagen, als ich erstmals Asyl beantragte, weil ich sie dort gefährdet hätte.

Bevor Kriegswirren und Verfolgung begannen, hatten Sie in Äthiopien eine geachtete berufliche Stellung. Hier in Deutschland waren Sie plötzlich nichts mehr. Ihr Asyl wurde abgelehnt. Wie war das für Sie?

Es war vor allem demütigend. Ich war hier überall unbekannt, wurde als illegal eingestuft und als Lügner hingestellt. Das Schlimmste war, daß man mir nicht glauben wollte.

Sie haben einen Asylfolgeantrag gestellt, der seit einem Jahr beim Amt für Migration und Flüchtlinge liegt und noch nicht entschieden ist. Gibt es denn neue Asylgründe?
Auszug Interview mit Felleke Bahiru Kum
von Gitta Düperthal/Junge Welt

In welcher Weise waren Sie aktiv?

Ich war gegen den Krieg und wurde nicht als Soldat eingezogen, sondern als Sanitäter. Dort habe ich verletzte Soldaten mit Honig behandeln müssen, weil Medikamente fehlten. Darüber habe ich mich beschwert. Es gab viele Kindersoldaten, so auch den Sohn einer Putzfrau die ich kannte. Er war vielleicht 14, verletzt und ganz kaputt, man hatte ihn in den Bauch und in den Kopf geschossen.

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